Mutter-Kind-Beziehung
Ich versuche mal den Finger darauf zu legen, was bei meiner.. bzw. zwischen mir und meiner Mutter schief gelaufen ist. Es ist gar nicht so einfach, das hier nun zu benennen bzw. hier nieder zu schreiben.
Wie immer versuche ich durch meine Erinnerungen das realistische vom emotionalen zu trennen.

Nun.. meiner Auffassung nach besteht und bestand zwischen Mutter und mir keine große Abgrenzung.. Mutter sah in mir eine Verlängerung ihrer selbst.. das ist tw. heute immer noch so.
In Mutters Wahrnehmung existiert nur ein Weg, der zum "Goldtopf" des Lebens führt.. und das ist ihr eigener.
Es gibt keine anderen, keine variablen, nix dazwischen.. es gibt nur ihren "Weg" und der des Failen.. der anderen.
Und das ist mit unter ein Problem, das mir ziemlich oft kopfzerbrechen bereitet hatte und immer noch tut. Ab und zu.

Klar gibt es zig unterschiedlicher Wege, die einem durchs Leben führen.. diesen einen einzigen "richtigen" Weg gibt es eigentlich nicht.. und mit eigentlich ist realistisch betrachtet gemeint.

So.. hinzu kommt, das ich besonders während der Grundschule als die ersten Aufsätze anstanden, den Eindruck gewann.. das alles, wie ich meine Sätze baue "falsch" ist.. ich erinnere mich an einen Aufsatz.. bei dem mir Mutter vorgab was ich Satz für Satz abzuschreiben hatte.. Der Lehrer fand den Aufsatz "total gut gelungen".. für mich persönlich galt die Note meiner Mutter.. es war eben nicht mein Aufsatz.. sie selbst hatte ihn geschrieben.
Bei einem anderen Aufsatz in einer anderen Erinnerungen, formulierte ich jeden Satz, den sie mir zum abschreiben vorgab, in meinen eigenen Satzbau um.. und bekam vom Lehrer zwar eine nicht so "tolle" Note... aber immerhin war es meine eigene Note.

Mit Mutter bekam ich beim Korrektur lesen Zoff.. weil ich es eben so für mich löste, anstatt es Wort für Wort abzuschreiben.

Dieses Phäno des "Verlängerte Person" sein.. ist mir nicht nur in der Grundschule, sondern auch in allen anderen Schulformen begegnet.. manchmal hatte ich den Eindruck, das ich selbst .. gar nicht mehr exisitierte.. sondern nur Mutter.. die mir vorgab, wie ich zu sein hatte.. und wie es, ihrer Auffassung nach, "richtig" sei.

Das was ich bei diesen Episoden lernte.. war eigentlich nur, das ich selbst wie ich gewesen bin, nicht "richtig", nicht "normal" und vorallem nicht "liebenswert" sei.
Es ist hart und schwierig zugleich.. sich ständig um die Anerkennung und Aufmerksamkeit einer Frau ringen zu müssen, wenn die dich nicht einmal als eigenständigen Menschen behandelt und betrachtet.

Heute ists genauso.. ich habe aktuell ein Problem mit meiner Therme.. und klar.. alles nicht einfach.. und dann wars eben so weit am vergangenen WE.. das Mutter mir einreden wollte, wie es "richtig" ginge.. und zwar nur so.. keine Abweichung machbar.

Das krude ist, das ich gar nicht um einen Ratschlag gefragt hatte.. ich wurde lediglich dazu aufgefordert, das neuste um meine Therme zum besten zu geben..
Ich wollte gar keinen Ratschlag, keinen Tipp.. und erst recht keine Belehrungen, das alles was ich tat, dachte oder bin "falsch" sei..

Ich bin nicht falsch.. ich bin anders.. na und?
Im Prinzip bin ich sogar genauso richtig und angemessen, wie ich selbst bin.. da gibt es nix was ich erreichen müsste, um anerkennung zu erhalten.. und selbst wenn ich den überzogenen Forderungen meiner Eltern - beide - folge leiste.. werde ich doch nur wieder mit meinem Bruder verglichen.. der um einges immer besser, schneller und toller ist.. als ich selbst.. und ich es je erreichen werde.. egal wieviel ich mich anstrenge.. oder an mir arbeite. Es ist eben so.. das mich überzogene übertriebene Forderungen seitens der Menschen, die sich meine Eltern nennen, seit jeher begleiten.. und ich an ihnen stückweise zerbrochen bin.

Ich habe mich statt auf Ellis zu hören, lieber an meinem Opa orientiert.. und von ihm schwimmen und radfahren gelernt.. mein Opa nahm die Menschen, wie sie waren.. und lehrte mich dieses auch. Nehmen wie man ist.. keine überzogene Erwartungshaltung stellen.. sein Interesse an Personen nicht an xy festzumachen.. ich denke, das ist ein erstrebenswertes Ziel im Leben.
Loslassen können und für das Dankbar und demütig zu sein, was man bisher erreicht hat.

Im Übrigen bin ich meinem verstörten Innenkind, das kürzlich aufschrie auf der Spur.. ich will wissen, warum es so reagierte.. und wie ich besser mit ihm umgehen kann..
was braucht es.. was wollte es ausdrücken.. ich weiß zumindest schon einmal um welches der vielen Innenkinder es sich handelt.. nun.. gilt es eben an mir.. daran zu arbeiten.. neben dem was sowieso ansteht.

Darüber hinaus.. zurück zum Gespräch..
wieviele Eltern schauen emotionskalt ihrem "Kind" bei zu, wie es sich rote Kratzspuren an den Armen zufügt? Ich bin gespannt.. wieviele Eltern, wie viele Mütter.. würden bei diesem Bild einfach emotionskalt daneben sitzen und den Akt übersehen?
Nicht darauf eingehen, ihn nicht einmal verstehen wollen? Sich nicht einmal selbst hinterfragen, was zu dieser Reaktion geführt hatte? Wie viele?




raezanatomy am 11.Sep 16  |  Permalink
Wenn ich das so lese, finde ich meine eigene Mutter darin wieder.
Eine Narzisstische Person, die anderen Menschen und jede Menge "Nippes" brauch um eine Person zu sein.

Und diese Menschen würden es nicht einmal auf sich beziehen wenn du dir die Haut von Kopf bis Fuß abziehen würdest.
Wenn du ihnen dann erklärst, dass sie eigentlich der Urheber sind, dann sind sie gekränkt, was sie dir natürlich unmittelbar mitteilen werden, denn DU hast sie gekränkt. Mit Behauptungen die überhaupt nicht wahr sind. Gar nicht existent sind. Und um das zu unterstreichen werden sie nie wieder darüber reden und so tun, als sei es nie passiert.
Sie werden dich anschließend zum Kaffee einladen, mit ihrem Kaffee und ihrem Kuchen, nach ganz eigenem, persönlichem Rezept.
Reines Gift, reine Manipulation, reine Projektion, aber auf keinen Fall Selbstreflexion. Denn dass würde ihr Weltbild vernichten.

Ich hoffe, dass es dir bald besser gehen kann, aber ich finde auch, dass du die Sache schon aus dem rechten Winkel objektiv und authentisch betrachtest. :)

al bern am 12.Sep 16  |  Permalink
Letztens ...
... hast Du über die "Angst" der Isolation geschrieben, in der Du eh schon steckst und die sich durch Deinen Kontaktabbruch vertiefen würde.
Mich haben diese Worte weiter beschäftigt, ich lebe schließlich auch zwischenzeitlich ziemlich isoliert, im Vergleich zu früher und habe trotzdem den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen.
Für mich ist dies die einzig vernünftige Handlungsweise, denn wenn mir ein Mensch nicht gut tut, dann ist dieser Mensch nicht geeignet, meine Zeit und Wertschätzung in Anspruch zu nehmen.

Leute und Kontakte sind leicht zu finden, wenn man denn will, alleine durch das Internet schon, warum soll ich mich da unnötig belasten?
Es führt zu nichts, vor allem, wenn das Gegenüber keinen Grund sieht, sich selbst zu hinterfragen.

Ja, ich bin zwischenzeitlich der Überzeugung, wer mir nicht gut tut, mir sogar schadet, hat in meinem Umfeld, meinem Leben nichts verloren.
MEIN Leben gehört mir, so wie dessen Leben ihm/ihr gehört und sicherlich muss nicht mit aller Gewalt oder Zwang daran gesetzt werden, etwas als passend zu erachten, was einfach nicht passen will.
Es gibt nur EINEN Menschen, vor dem Du Dich rechtfertigen musst und dies bist Du selbst.

Wenn Dein Gegenüber auch im Erwachsenenzustand meint, Dich ständig zu verändern und verschlimmbessern zu müssen, hat er Deine Gegenwart nicht verdient.

Du bist (für Dich) das Wertvollste das es gibt, in Deinem Leben und genau SO solltest Du Dich auch behandeln.

sockensue am 13.Sep 16  |  Permalink
Ja stimmt
dein letzter Satz trifft ins Schwarze.

Ich gehe dennoch einen anderen Weg als Kontaktabbruch.. den ich als "leichteren" Schritt einordne.

Ich denke, das mir hier und da Abstand und nicht-erscheinen am Familientisch besser tut, als ständig (jede Woche) dort einige Stunden zu verbringen.

Hier und da Abstand nehmen und sich eine andere Beschäftigung suchen, selbst an sich zu arbeiten und an seiner Abgrenzungsfähigkeit.. das ist eben "mein" Weg mit diesen Menschen umzugehen.

Sie sind da, sie sind nicht ohne Grund geworden, wie sie sind. Da liegt eigentlich das "Problem" dieser Menschen.. ich kann sie vielleicht nicht retten.. aber.. ich kann auch diese Menschen annehmen als das was sie sind. Kaputte Menschen, sofern mir die eigene Abgrenzung gelingt.

lg

al bern am 13.Sep 16  |  Permalink
Stimmt ...
... jeder Mensch hat seine Geschichte, warum er wurde, wie er eben ist.
Ich meine das auch nicht wertend, wenn ich zu der Ansicht gelange, nicht mit ihm zu harmonieren, dass er mir "nicht gut tut".
Es besteht halt in dieser Situation aus meiner Sicht keine Kompatibilität und so wie sich Magneten anziehen oder abstoßen können, so "geschieht" dies auch mit Menschen.
Kein Magnet ist "besser" oder "schlechter" sondern eben nur unterschiedlich.



... "Ich gehe dennoch einen anderen Weg als Kontaktabbruch.. den ich als "leichteren" Schritt einordne." ...

Hier verstehe ich leider nicht genau, was Du meinst.
Wenn Du denkst, der Kontaktabbruch ist der "leichtere" Schritt, so stimme ich Dir zu, das sehe/sähe ich genauso.
Aber warum sollte ich es mir "schwerer" machen?