Das Dilemma
Ich zweifle nicht mehr an meinen Erinnerungen, woher sonst hätte ich diese Thematik sonst? Sowas wie Kindesmissbrauch oder allgemein Missbrauch, nee das hat mich nie intersiert.. also das was Eltern mit ihren Kids anfangen was drunter fällt und wie der Einzelfall aussähe.. die Schiene.. die fesselte mich nie.

Jedenfalls.. die Benennung des Dilemmas.

Als Kind brauchst du Eltern, die sich daran erinnern, was gewesen ist.. damit Kind das nach und nach verarbeiten kann.. neben anderen ruhigeren, vielleicht glücklicheren Phasen..

In meinem Fall wars leider so, das sich meine Eltern, besonders meine Mutter immer wieder in Vergessen&Verdrängen übte..

da gabs haufenweise Episoden, in denen sie selbst sich scheiße verhielt.. später tat es ihr leid.. dann vergaß&verdrängte sie.. und wenn ich einige Zeit später diese Episode wieder aufnahm, weil mir hier und da neue Fragen einfielen.. erinnerte sie sich "plötzlich" nicht mehr daran.
Vielleicht wollte sie sich auch nicht mehr an ihr failen erinnern.

Jedenfalls stehste dann als Kind vor diesem Großen Problem.. alleine.

Eine Aufarbeitung ist nicht machbar, Hilfe von außen haste nicht.. und dann kommen so komische "Familienstrukturen" bei raus.. in denen Erziehungsberechtigte ihr Gift verstreuen.. sich selbst öffentlich immer wieder als "Unschuldslamm" darstellen.. und dem Kind, das sich einfach nur an Scheiße erinnert.. als obligatorischen "Sündenbock" hinstellen mit einer "blühenden Fantasie" von Episoden, die so.. nie passiert sein sollen.

Das blöde ist, das du als Kind und später als heran wachsender Abhängig von deinen Eltern bist.. und das du deren Machenschaften ausgeliefert bist.

Ich weiß das ich nicht viel körperliche Gewalt ertragen habe.. aber.. ich erinnere mich das sich eine Methode zumindest einmal wiederholt hatte.
und das gibt mir zu denken.. wenn man einmal mit körperlicher Gewalt konfrontiert wurde (vom Klaps aufn Po spreche ich gar nicht) - und man dann einen zweiten Erinnerungsstrang findet von einer etwas älteren Socke.. dann steht man eigentlich fassungslos daneben..

Der Lerneffekt, der eigentlich beim ersten Mal bei den Erziehungspersonen oder der Einzelperson hätte einsetzen müssen..
den gab es gar nicht.. sonst wäre das nicht ein zweites Mal oder öfter passiert.

Auf jeden fall verstehe ich damit nun auch meine SM-Lastigkeit und finde, das ich das schon richtig tat, mich aus der Szene zu lösen.




al bern am 20.Sep 16  |  Permalink
Mir gehts genauso ...
... was das Verdrängen meiner Mutter betrifft.
Ich wurde als Kind misshandelt und geschlagen und meine Mutter hatte auch die Psycho-Schiene drauf, um mich kleinzuhalten und kleinzumachen und heute in der Rückerinnerung war angeblich alles ganz anders, das Thema Kindheit soll grundsätzlich ausgeklammert und verschwiegen werden, obwohl mich die Denk- und Sichtweise meiner Mutter interessiert hätte und nicht irgendeine Verarbeitung etwaiger offener Rechnungen oder Übelnahme ihres damaligen Verhaltens.
Sie wusste es halt nicht besser.

Ich bin ja mit fünfzehn von zu Hause weg und habe ihr vorher meiner Meinung nach weitgehend zurückgezahlt, was sie mir "angetan" hatte, da bin ich also absolut im Reinen, zwischenzeitlich.

Aber genau dieses Totschweigen veranlasste mich (unter anderem) dazu, den Kontakt abzubrechen.

sockensue am 20.Sep 16  |  Permalink
Tja 2 gebrannte Kinder
Aussagen wie "sie wusste es nicht besser" .. bitte streich sowas aus deinem Vokabular..
Du brauchst deine Mutter und das was sie dir antat nicht auch noch in Schutz zu nehmen.

Gewalt und damit ist jede Art von Gewalt gemeint, gehört nicht in die Erziehung und mit jeder Form von Rechtfertigung, sie tat es aus Grund xy, ich hatte es verdient.. ich hab sie provoziert - damit machst du dich selbst immer noch klein.. und gibst dem Täter, deine Mutter, einen "Freifahrtschein" - für ihre eigene abscheuliche Tat.

In Situationen in denen eine erwachsene Bezugsperson Gewalt gegen ein Kind einsetzt, liegt die Verantwortung dieser Tat beim Erwachsenen und nicht beim Kind, das es irgendwie "forciert" haben könnte.

lg Sue

al bern am 20.Sep 16  |  Permalink
Geschätzte Sue ...
... damit gebe ich NICHT MIR die Schuld an irgendwas, sondern ich sehe es GENAU SO,
"sie wusste es nicht besser".
Sie hat aus Ihrer Beschränktheit heraus (re)agiert und war zu faul oder dumm um über sich und ihr Verhalten nachzudenken, zu reflektieren.
Punkt.

Deswegen nehme ich ihr dieses Verhalten auch nicht mehr krumm.
Es war keine echte Bosheit dahinter.

Andererseits wäre ich sonst vielleicht nicht so geworden, wie ich heute bin und ich mag mich so wie ich bin.
Auch wenn ich da Einer der Wenigen bin. *lol*

sockensue am 21.Sep 16  |  Permalink
Lieber al bern,
ich entschuldige mich, das ich deinen Kommi falsch interpretiert habe.

Ich glaube nicht, das "Bosheit" in welcher Abstufung auch immer hinter Taten&Handeln giftiger Elternteile steckt.. meist ist das anerlerntes, giftiges Verhalten seitens ihrer eigenen Eltern.. und vieles wird auch nicht selbst hinterfragt bzw. nach anderen Lösungsvorschlägen selbst gesucht.

Was wiederum ziemlich fahrlässig und fatal bei den "Opfern" ankommt.

Dennoch sind Aussagen wie "sie wusste es nicht besser".. sie haben eine Wertung, als nähme man diese Person in Schutz..
als suche man Ausflüchte, Gründe - die diese Person zudem gebracht haben, was sie tat..

Ich denke, man kann Erwachsenen Personen und meist sind diese giftigen Elternteile weit über 18 durchaus gewisse Verantwortung in ihrem Handeln, Denken und Fühlen überschreiben.

Innerhalb diesen schädlichen Episoden, sind diese selbst kaputten Menschen die jenigen bei denen die Verantwortung liegt, man selbst.. ich zu mindest, bin darin Kind und somit vielleicht nicht gänzlich "unschuldig".. da ich meist zuvor etwas angestellt hatte, aber dennoch in sofern "unschuldig" das ich nicht Auslöser oder Impulsgeber gewesen war, das ich dies und jenes an schädigendem Verhalten bewusst provoziert hatte.

Es gibt Dinge, die entziehen sich noch heute meines Einflusses.. und darüber bin ich nicht wirklich traurig.

Dein letzter Satz.. hm..
in wiefern brachte deine Mutter dich in deine heutige Position?

Für mich habe ich klar definiert, dass das Elterliche Gift und Verhalten und der ganze Rotz den ich überlebt habe, Teile meiner psych. Störung intensivierte.. andere Erfahrungen taten ihr übriges.. letztlich definiere ich mich gar nicht über meinen Störungsmist.. sondern darüber wie ich bin, welche Hobbys ich habe.. was mir Freude bereitet..

Störungsmist ist nur eine Facette unter sehr vielen..

lg Sue

al bern am 21.Sep 16  |  Permalink
Ich hoffe ...
... meine großgeschriebenen Worte kamen nicht als "Schrei" rüber, sie sollten nur unterstreichen, was ich meine.
Insofern gibt es da nix aus meiner Sicht zu "entschuldigen".

Mit besagtem Satz meine ich, dass auch mich mein Elternhaus geformt hat, mir einen bestimmten Weg aufgezwungen, oder mich zumindest in diese Richtung gedrängt hat.
Wäre dieses Leben nicht so gelaufen, wie es eben verlief, auch in meiner Kindheit, so wäre ich wohl ein "anderer" Mensch als ich aufgrund meiner Erfahrungen und Erlebnisse bin und ich möchte kein anderer Mensch sein.


Du schreibst:
"Ich denke, man kann Erwachsenen Personen und meist sind diese giftigen Elternteile weit über 18 durchaus gewisse Verantwortung in ihrem Handeln, Denken und Fühlen überschreiben."

Da gibt es, so glaube ich, einen Generationenkonflikt.
Meine Mutter ist in der Nachkriegszeit groß geworden und damals g a b es meines Wissens nur sehr begrenzt, bis garnicht die Möglichkeit der Reflektion, dieses über sich und seine Beweggründe nachdenken (wollen) und auseinandersetzen.

Das kam erst viel später und so kann die echte, ernsthafte "Schuld"zuweisung erst so etwa ab meiner Generation angerechnet werden.
Insofern können Deine Eltern (die ich ungefähr in meinem Alter vermute) "schuldiger" als die Generation davor sein, kann ich mir vorstellen.

Ja, Störungsmist ist nur eine von vielen Facetten und das ist auch gut so.
Der Mensch ist nicht eindimensional sondern vielschichtig.

sockensue am 21.Sep 16  |  Permalink
Meine Eltern sind beide
in den 50er geboren.. Nachkriegszeit.. stimmt schon..

dennoch warf meine Mutter ihrer vor, sie nicht angemessen vor ihrem trunkenen sadistischen Vater geschützt zu haben...

und was mich betrifft.. geht sie seit jeher von aus, ich hätte nicht gelitten.. andere können leiden.. sie selbst litt am meisten.. aber ich.. nö.. ich und leid das passt ihrer ansicht nach nicht zusammen..

mir wird nicht einmal die möglichkeit das ich während meiner wachstumsphase litt eingeräumt..

das ganze ist so krass einfach, das mir selbst die kleinsten menschlichsten Züge aberkannt werden/wurden..

Ich sehe dennoch eine Verantwortung in ihren Taten..
weißte, in den Episoden, in denen ich durch sie Scheiße erlebte.. da war sie die augenscheinliche "Erwachsene" und ich das Kind..

und bitte verschone mich und erzähl mir, das Kinder irgendein Verhalten seitens Erwachsener beeinflussen können..
das ist an den Haaren herbei gezogen.. selbst für so kaputte Individuen wie meine Eltern..

lg Sue

al bern am 21.Sep 16  |  Permalink
Natürlich sind ...
... die Eltern für ihre Taten verantwortlich und nicht die Kinder.
Falls bei Dir der Eindruck entstünde, ich sähe dies anders, so habe ich mich irgendwo irgendwie falsch ausgedrückt.

Nur "bringt" es halt nix, darauf zu hoffen, dass auch die Eltern zu dieser Einsicht gelangen und sich womöglich sogar dafür entschuldigen, gar Reue zeigen.
Aus DEREN Sicht haben sie ja alles richtig gemacht und das Kind war "extrem schwierig".

Also hilft es nur einem selbst, seinen Frieden mit sich zu schließen und auf die Eltern und die ganze Vergangenheit zu scheißen.
Ansonsten dreht man sich nur im Kreis und im Kreis und im Kreis.

Es gibt im Leben keine Gerechtigkeit, geschweige denn ein Anrecht darauf.
Du kannst also nicht steuern, WAS Dir passiert,
aber Du kannst IMMER steuern, wie Du damit umgehst.

Insofern hast nur DU die Macht über Dein Leben und Dein Wohlgefühl (oder Elend).

sockensue am 21.Sep 16  |  Permalink
Wie wahr, wie wahr
daher auch mein Blog..

schreiben über die Scheiße die man erlebte.. ohne allzuviel ins Jammern abzugleiten..

Der Scheiß belastet mich und niederschreiben hilft mir dabei eine gewisse Distanz zu bekommen.. ungeachtet dessen wer aus meinem alten Leben diesen Blog lesen wird..

oder generell wer diesen Blog liest.. vielleicht erreich ich bei einigen eine Art Nachdenken.. neues Einschätzen seiner eigenen Wahrnehmung.. oder salopp ausgedrückt.. andere Betroffene, die ähnliches erlebt haben.. können aus meinen Worten etwas für sich selbst heraus ziehen..

Jedoch ändert das nicht das geringste an meiner Vergangenheit .. oder doch? ;)

lg

al bern am 22.Sep 16  |  Permalink
An ...
... Deiner Vergangenheit ändert sich nix mehr, solange keine Zeitreise möglich ist.

Aber Du erkennst die Hintergründe besser und gewinnst einen besseren Überblick, was sich wie warum abgespielt hat und Du erkennst dass Du die Schuldzuweisungen aus Deiner Vergangenheit nicht für "wahr" und "gegeben" anzunehmen brauchst.
Sei nicht zu streng zu Dir, das hast Du nämlich weder "verdient" noch nötig ...

sockensue am 22.Sep 16  |  Permalink
Danke :)