Als Kind fehlt dir
... das Bewusstsein aus welchen Verhältnissen man kommt. Man kann hat keine Vergleichswerte, kann das obligatorische "Normal sein" nicht genau definieren.

Was mich betrifft, ich realisiere langsam, das das worin ich hatte aufwachsen müssen, nicht unter "Normal" bzw. "Normales miteinander" fiel.

Anders als Kind, da war das katasthrophale Zwischenmenschliche Spiel und die körperlichen, wie auch Psychischen Gräultaten "normal". Als Kind und später auch als Erwachsene, akzeptiert man die Dinge, die man nicht ändern kann.

Kati konnte sich gegen die Verbal Entgleisungen ihrer Mutter nicht wehren, von N. hörte ich ähnliches.. das ihre Mutter ähnlich verbal abgehen konnte. Vielleicht wars eine Schutzbehauptung, das ich vorgab "keinen Ärger zu bekommen".. anderer seits.. was hätte ich ihnen denn sagen sollen? Das ich aus dem Nichts plötzlich gegriffen und geschüttelt wurde.. das ich angebrüllt wurde.. und das mir das vorher und hinter her nicht einer mal ruhig erklärte?
Was bitte.. ?

Kinder sind abhängig und wissen das, sie begreifen was um sie herum geschieht und das sie selbst es nicht abändern können. Ich wusste das zumindest.. und ich wusste auch, das Kati und N. noch naiv genug waren, mein Elternhaus zu idealisieren.
Natürlich schwieg ich, wisch aus.. und versuchte mir selbst einen Reim auf die Ereignisse zu machen. Vielleicht konnte ich doch etwas ändern?
Kinder sind so.. sie nehmen Schuld, die nicht ihre ist.. auf sich und versuchen an Ausbrüchen ihrer Eltern - etwas zu drehen.. eine Art Sühne zu finden.. etwas das diese Ausbrüche umgehen werden können.

Während also meine damaligen Freunde mein Elternhaus idealisierten und sich einredeten, das dort "alles ganz anders" sei.. musste ich rausfinden, in welcher Stimmungslage meine Eltern waren.. um abschätzen zu können, ob ich sie mit meinen Problemen belasten konnte.
Oder einen Fluchtweg finden, falls die Stimmung plötzlich aus unvorhergesehenen Gründen umschlug.

Diese Idealisierung basiert darauf, das Eltern - egal welche - wenn Fremde Kinder anwesend sind, das sie anderes, akzeptables Verhalten zeigen.. es ist wie umgekehrt.. eigene Kinder sind bei fremden Müttern ebenfalls sehr nett, höflich und lieb. Kaum wieder zuerkennen.

Freunde gaben mir zumindest ab und zu, alleine mit ihrer Anwesenheit eine Art "Schonfrist" bzw. Ablenkung vom "normalen". Waren sie weg, ging es in den normalen Trott zurück.. und bitte.. versucht euch einfach mal vorzustellen, ihr werdet plötzlich gepackt, geschüttelt und angeschrien.. diese erzwungene Nähe von Bezugspersonen, das ist einfach so gravierend falsch.
Man versucht sich zu wehren, sich zu schützen.. zerrt an den starken, zu starken Armen.. versucht sich zu befreien.. und ist zu schwach um sich selbst vor dem Zorn der anderen zu befreien. Diese Hilflosigkeit wünsche ich niemanden.

Heute bin ich erwachsen, die Schrecken meiner Wachstumsphase liegen lange teils Jahrzehnte zurück.. ich bin Single.. aus einem sehr guten Grund.. ich bin ein gebranntes Kind.. es wurde bereits von Wissenschaftlicher Seite heraus gefunden, das ehemalige gebrannte Kinder im Erwachsenenalter in ähnlichen Partnerschaftlichen Beziehungen enden, das sie als Kind vorgelebt bekommen haben.

Glaubt ihr ernsthaft, ich möchte enden wie meine Eltern? Wenn man alleine von der Tatsache ausgeht, das ich zwei Elternteile hatte, die körperlich anwesend waren und man ausklammert, was ich unter Schrecken der Wachstumsphase ertragen musste, wenn man dann noch den Umzug ins Haus und deren Ausbau dazu rechnet.. alleine von diesen Fakten her, müsste ich eine "unkomplizierte" Wachstumsphase gehabt haben.
Leider spielt der Zwischenmenschliche Akt dennoch eine zu große Rolle um einfach außer Acht gelassen zu werden können.

Wenn ich das Mobbinggedöns mal außen vor lasse.. ich erinner mich, das ich mit Kati einmal aneinander geriet.. die mir ernsthaft erklärte, ich würde etwas von ihrem Freund wollen. Wie hieß er noch? Ach ist ja auch egal.. ihre Annahme beruhte darauf, das ich ihn übern Schulhof angesehen hatte.
Hätte ich gewusst, dass das ausreicht, um pubertäre Mädels zu reizen.. ich hätte mir die Augen ausgestochen!
Sowas hirnrissiges.. das habe ich bisher nie wieder erleben müssen. Zum Glück!




al bern am 23.Sep 16  |  Permalink
Also ...
... eines weiß ich ganz, ganz sicher:
Die Behauptung:

"das ehemalige gebrannte Kinder im Erwachsenenalter in ähnlichen Partnerschaftlichen Beziehungen enden, das sie als Kind vorgelebt bekommen haben."

ist falsch.
Mein Leben verlief nicht mal ansatzweise ähnlich wie das meiner "Eltern" und auch mein Umgang mit meinen Kindern ist und war ein gänzlich anderer.

Wenn Du bewusst und selbständig Denken kannst und auch reflektierst, kannst Du Dich und Dein Verhalten, Dein Vor-leben vor Deinem Partner, Deinen Kindern schon selbst steuern und in die von Dir gewünschte Richtung lenken, auch wenn selbstverständlich "Fehler" im Verhalten zu jeder Erziehung und jeder Beziehung gehören.
Schließlich ist und bleibt man Mensch, mit Fehlern und Schwächen und Unvermögen und auch Unwillen manche Gegebenheiten als solche zu akzeptieren.

sockensue am 23.Sep 16  |  Permalink
Ach
da hab ich also ne Ausnahme vor mir und merk es net ;)

Naja.. was mich betrifft, stimmt die Aussage schon etwas.. wäre ich nicht so krass vorbelastet gewesen, wäre ich nicht so lange beim Ex geblieben.. hätte mir nicht alles gefallen lassen und wäre auch nicht auf die SM-Schiene geraten.

Es ist schön zu lesen, das dein Lebensweg danach anders verlaufen ist.. echt.. das gibt mir Hoffnung, das ich das vielleicht auch einmal erreichen könnte.

lg

al bern am 23.Sep 16  |  Permalink
Nun ...
... die SM-Schiene kenn und lebe ich auch (keine 24/7), ich zweifle, ob es da ein "geraten" gibt, oder ob es nicht eine Veranlagung ist, wie "Schwul-sein".

Weißt Du, selbst wenn man die Pubertät nur teilweise als eigenständig denkender Mensch anrechnet, bist Du mit Mitte dreißig länger Erwachsener, als Kind gewesen.

Insofern die Kindheit heute noch für eigenes heutiges Fehlverhalten anzurechnen, finde ich bequem und denk- und änderungsfaul.

Damit wir uns richtig verstehen, ich zähle DICH ganz sicher NICHT zu diesem Personenkreis, wie ja Deine Zeilen im Blog auch zeigen und beweisen, aber es gibt doch so einige Leute, die sich in ihrem Elend einrichten und der Vergangenheit die "Schuld" geben, sich nicht ändern zu können (besser wollen).

Irgendwann greift die Eigenverantwortung und jede/r entscheidet selbst, wie er/sie/es weiterlebt.

Insofern bin ich überzeugt, dass Du alles schaffst, was Du willst.

sockensue am 23.Sep 16  |  Permalink
och schaun wir mal wohin mich mein weg führen wird..

gibt nix spannenderes als das leben selbst..
aufgeben kann ich immer noch.. ;)

lg