Die Verdrehungen meiner Mutter
Als ich Teenager war, war es besonders schlimm für mich.. da biste selbst im Wachstum, musst dich mit den Hormonen, die deinen Körper überfluten auseinander setzen, musst generell deine ersten Ideen entwickeln, wie du einmal leben willst.. ob Karriere oder Familie.. vielleicht auch beides.

Als Mutter noch einen Ort weiter als Erzieherin arbeitete.. kamen sehr häufig wildfremde, meist Frauen, auf mich zu.. und fingen mit mir unbekümmert Smalltalk an.. das sie mich gesehen hätten, das ich meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten wäre, das sie große Stücke von Mutters Wirken hielten und sie alle glaubten, das ich einen hervoragenden Draht zu meiner Mutter hätte.
Ich habe diesen erzwungenen Smalltalk mit Fremden, die nur über meine Mutter haben sprechen wollen, gehasst..

Mutter verbreitete damals jahrelang, sie hätte mit mir einen fantastischen Draht und wir stünden uns nahe.. ich hingegen wusste es besser.. Mutter und ich haben keinen guten Draht zu einander.. ich lehne es auch ab, in ihren Fanclub beizutreten. Genauso wie ich es ablehne von wild fremden Menschen irgendwelche Grüße zu überbringen.

Ich sah mich damals nicht als Briefkasten und machte das mehr oder minder immer wieder klar.. wenn diese Menschen etwas von Mutter wollten, selbst mal kurz "Hallo" sagen.. dann konnten sie es selbst machen.

Meine Mutter hingegen war so gar nicht von meiner "Eigenmächtigkeit" begeistert.. naja.. sie verbreitete, wir hätten ein super Verhältnis.. und nicht ich.. daher kam sie selbst dann in Erklärungsnot und in Bedrängnis.

Heute habe ich das Problem nicht mehr, das mich wild fremde Menschen auf der Straße anquatschen und ich Briefkasten spielen muss.. was mir selbst ganz recht ist..
aber damals.. hatte ich schon gelernt.. das ihre Märchen, denen sie andere auftischte.. und von mir erwartete, das ich da mit log.. und mit spielte.. eine ganz eigene krankhafte Dynamik inne hatten.
Es ist eine Sache, wenn man sich selbst Märchen für Dritte ausdachte.. und eine ganz andere, wenn man erwartet, das Kinder diese Märchen unterstützen und bereitwillig mit machen.

Mir persönlich brachte das damals nur Ärger ein.. Ärger weil ich Grüße nicht weiter gab.. Ärger, weil ich Namen vergaß.. Ärger weil ich nicht mit spielte.. und irgendwann auch Ärger, weil sie selbst - Mutter - unangenehme Nachfragen erhielt, von Menschen, die sie zuvor anlog und blendete.

Am Ende war ich ihr Sündenbock, den sie versuchte mit diversen kreativen Strafen wieder "auf ihren Kurs" zu bringen.. was soll ich sagen? Kreative Strafen habe ich etliche hinter mir und ertragen.. und ich bin letztlich immer noch ich selbst geblieben..
worauf ich selbst ziemlich stolz bin und auch stolz sein kann.